Es hilft sowohl der Gesundheit des Patienten als auch der des Arztes, an die täglichen Probleme mit einer gewissen Skepsis und guten Portion gesunden Menschenverstandes heranzutreten. Wir Mediziner stehen im Spannungsfeld zwischen Helfen und Kommerz mitten in der Schusslinie. Ein aktuelles Beispiel: Dank bestimmter Studien, die natürlich von Seiten der herstellenden Industrie gefördert wurden konnte ein Zusammenhang zwischen chronischem Sodbrennen und der Ausbildung von bösartigen Geschwüren des unteren Schlundes (Oesophaguscarcinom) nachgewiesen werden. Das wurde benutzt, um auch über das beliebte Werkzeug „unabhängiger“ Bericht in Publikumszeitschriften Arzt und Patient dazu zu bringen, eine (Gewinnmaximierende) Dauertherapie mit Säurehemmern zur Krebsvorsorge durchzuführen.
Der gesunde Menschenverstand jedoch sagte eigentlich schon immer, daß wer kein Sodbrennen hat wohl auch nicht gefährdet ist ( weil die auslösende Entzündung Beschwerden macht und somit gespürt wird lange bevor ein Krebs entsteht) und somit eine Therapie mit Säurehemmern sehr gut bei Bedarf, also beschwerdeabhängig gestaltet werden kann. Der Arzt empfahl also: „Nehmen Sie das Medikament, ( zB Pantoprazol, Omep oder Ranitidin) wenn Sie Beschwerden haben“ und stellte sich damit ausserhalb der evidenzbasierten Medizin, denn für diese Empfehlung gab es keine Studie und somit keinen Beweis. Das ist jetzt geändert, viele Jahre nach Einführung dieser Wirksubstanzen wird nunmehr in der soeben veröffentlichten DGVS Leitlinie empfohlen, diese Beschwerdeabhängig einzusetzen. Wir freuen uns: der gesunde Menschenverstand hat gesiegt, jetzt auch offiziell!