Ob eine Operation bei Kniegelenksarthrose sinnvoll ist, muss in jedem Einzelfall genau geprüft werden. Die aktuelle Nachricht dürfte Patienten, die das Skalpell bisher scheuten, beruhigen: Operationen sind bei Arthrose meistens überfluessig. Nach einer neuen Studie, die kanadiasche Forscher im renommierten „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten, wurden die Patienten in 2 Gruppen eingeteilt: Die erste erhielt Gelenkchirurgie mit Knorpelglättung usw., die andere intensive Krankengymnastik und entzündungshemmende Medikamente. Nach 2 Jahren waren die Beschwerden in beiden Gruppen gleich. Diese Untersuchung bestätigt eine ältere Studie aus den USA, wo Patienten nur zum Schein am Knie operiert wurden und genauso gute Ergebnisse erzielten wie die Personen, die tatsächlich operiert wurden.
Ergänzend wird in letzter Zeit viel über Hyaluronsaeureinjektionen in das Kniegelenk gesprochen, was nach einer weiteren Studie tatsächlich eine deutliche Besserung der Beschwerden erreicht.
Auch aus der MHH kommt eine Studie, die nachuntersucht, wie es Patienten nach Knieoperationen geht . Fazit: Ein Jahr nach der OP klagten besonders Patienten mit chronischen Muskelproblemen weiter über dieselben Schmerzen. Insofern bestätigt sich das, was ich allen Kniearthrosepatienten nicht zuletzt aus eigener Anschauung dringend an Herz lege: Fahrradfahren! Das trainiert die Muskulatur ohne das Knie zu belasten. Aber natürlich reicht das allein nicht aus.
In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass wir gerade einen „blauen Brief“ bekommen haben, dass uns ein Regress der gesetzlichen Kassen droht wegen zu viel verschriebener Krankengymnastik. Hyaluronsaeurespritzen zahlen die gesetzlichen Kassen gar nicht.
Jetzt haben wir als Hausärzte in Zeiten der heraufziehenden 2-Klassen Medizin ein echtes Problem: Jedem Patienten mit Kniearthrose-Schmerzen können wir die OP empfehlen (denn das Verfahren ist ja nicht schlechter als die konservative Therapie) – dem Privatpatienten aber alternativ auch die intensive Krankengymnastik in Verbindung mit Hyaluronsäureinjektionen und „Rheuma“-Mitteln als gleich gute Alternative.